Am Mittwochnachmittag (25.01.) stellte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulz ihr Konzept für eine neue politische Strategie für Afrika vor. Der Titel des Dokuments „Shaping the Future with Africa“ oder „Shaping the Future with Africa“ in freier Übersetzung verrät die größten Ambitionen der seit Ende 2021 bestehenden sozialdemokratischen Politik.
„Wir wollen nicht, dass Länder ewig von uns abhängig bleiben“, sagt Schultz der DW. „Wir sehen, dass Afrika sich entwickelt, dass es Innovationspotenzial gibt und dass es ein junger Kontinent ist. Wir wollen Netzwerke und Partnerschaften schaffen, von denen alle profitieren, nicht nur eine Seite.“
Partnerschaften werden neue Prioritäten haben. Das Thema Nachhaltigkeit nimmt dabei eine zentrale Rolle ein. Dies sollte im Zeitalter des Klimawandels, dessen Auswirkungen die afrikanischen Länder besonders stark zu spüren bekommen, nicht überraschen.
Deutschland will die sozial- und umweltverträgliche Transformation der afrikanischen Wirtschaft vorantreiben. Ein konkretes Beispiel dafür ist die Unterstützung afrikanischer Länder beim Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem müssen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, insbesondere für junge Menschen. 25 Millionen neue Jobs werden laut dem Minister jedes Jahr auf dem Kontinent benötigt, weil Afrika stark wächst. Es wird geschätzt, dass die Bevölkerung des Kontinents bis 2050 2,5 Milliarden erreichen wird.
Die richtigen Prioritäten
Für Olawunmi Ola-Busari, südafrikanischer Analyst bei der Entwicklungsorganisation ONE, setzt das neue Konzept die richtigen Schwerpunkte.
„Die neue Afrika-Strategie des Bundesministeriums trifft den richtigen Ton, um die Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika zu vertiefen“, sagte Ola Bousari der DW und fügte hinzu: „Der Plan erkennt den wachsenden Einfluss Afrikas in der Welt an und will die Prioritäten unterstützen, die sich die Afrikaner gesetzt haben Agenda 2063 [o plano de desenvolvimento da União Africana]- lobt den Analysten.
In einem entscheidenden Punkt unterscheidet sich die Strategie deutlich von der Entwicklungspolitik des Vorgängerministers, die darauf abzielte, deutsche Unternehmen zu Investitionen in großem Umfang in Afrika zu bewegen. Gerd Müller hatte den Unternehmen viele Förderprogramme versprochen und einige davon schließlich auf den Weg gebracht.
„Wirtschaftskooperationen spielten in diesem Konzept keine relevante Rolle“, sagt der auf Afrikafragen spezialisierte deutsche Analyst Robert Kappel der DW.
Der Analyst sagt, Berlin sollte nur mit den bereits laufenden Programmen zur Unterstützung deutscher Unternehmen fortfahren. Darüber hinaus bedauert es das Fehlen von Bestimmungen, um die Handelsbeziehungen zwischen Afrika und Europa gerechter zu gestalten. Als Beispiel nennt Kappel die massiven Agrarsubventionen in der Europäischen Union, die eine unlautere Konkurrenz zu vielen afrikanischen Produkten darstellen. Darauf beharren afrikanische Regierungen immer wieder. „Wir haben hier mehr deutsche Exekutive erwartet“, sagt Capel.
Verärgerter Privatsektor
Unternehmer reagierten mit einigem Ärger auf die neue Strategie: „Anstatt privatwirtschaftlichen Projekten und Investitionen neue Impulse zu geben und damit der immer stärkeren Präsenz von Akteuren zu widersprechen, die laut Politik konkurrieren, um politische Systeme zu stärken, erschöpft sich das Dokument weitgehend darin bestehende Initiativen zu beschreiben und Absichtserklärungen zu formulieren“, kritisiert Stefan Liebing, Präsident des Afrika-Vereins des Verbandes deutscher Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent. Doch in der Praxis blieb der Einsatz der deutschen Wirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent weit hinter den Erwartungen der Politik zurück.
Ein weiterer Schwerpunkt der neuen Strategie ist es, hitzige Debatten in Afrika zu entfachen: Das Entwicklungsministerium will sich gezielt auf die Förderung von Frauenrechten konzentrieren. Die Finanzmittel, die direkt oder indirekt zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen, sollen in den nächsten zwei Jahren um bis zu 93 % steigen. Das Ministerium stellt fest, dass Frauen und Mädchen in Afrika weiterhin Diskriminierung ausgesetzt sind. „Sie haben weniger Möglichkeiten für Bildung und qualitativ hochwertige Bildung und arbeiten überproportional im informellen Sektor. In vielen afrikanischen Ländern werden Mädchen zwangsverheiratet und ihr Zugang zu Gesundheitsversorgung und Verhütungsmitteln ist eingeschränkt“, heißt es in dem Dokument.
Fokus auf Gleichberechtigung
Analyst Kapil sagt, dass breite Teile der afrikanischen Zivilgesellschaft diese Pläne sicherlich begrüßen würden. Aber sie können die Beziehungen zu Regierungen stärker belasten.
„Es wird zwangsläufig zu Diskussionen kommen“, sagt Capel. Einige afrikanische Staatsoberhäupter wehren sich seit langem gegen das, was sie als kulturelle Einmischung westlicher Länder ansehen. Für einige männliche Politiker gehört dazu der westliche Druck für globale Gleichberechtigung. Ähnliches könnte mit der geplanten Unterstützung der LGBTQ+-Community passieren. Analyst Ola Bosari erwartet: „Angesichts der anhaltenden Diskriminierung und Kriminalisierung dieser Gemeinschaft in afrikanischen Ländern werden wir gemischte Reaktionen erleben.“
Beide Analysten sind sich einig, dass es nun vom Entwicklungsministerium selbst abhängen wird, inwieweit die neue Strategie umgesetzt wird. „Damit das Ministerium erfolgreich ist, braucht es die Unterstützung des Außen-, Wirtschafts- und Verteidigungsministeriums. Wir fordern von der gesamten Bundesregierung eine kohärente Afrika-Strategie“, sagt Ola-Busari.
Es ist ein Wunsch, der vielleicht nicht in Erfüllung geht. Als 2017 mehrere deutsche Ministerien parallel neue afrikanische Politikkonzepte entwickelten, forderten Experten und Analysten vergeblich einen kohärenten Regierungsplan.
„Lebenslanger Social-Media-Liebhaber. Fällt oft hin. Schöpfer. Leidenschaftlicher Feinschmecker. Entdecker. Typischer Unruhestifter.“
More Stories
Boehringer Ingelheim erzielt deutliches Wachstum im Bereich Tiergesundheit – O Presente Rural
Einsteins Bronchiolitis-Impfstoff wurde bei schwangeren Frauen eingeführt
Seas beteiligt sich an der Kampagne „Pink October“, um das Bewusstsein für Brustkrebs zu schärfen