Der deutsche Landwirtschaftsminister Jim Özdemir bestätigte am Sonntag (11.09.) Pläne der deutschen Regierung, das Land daran zu hindern, gesundheitsschädliche Pestizide zu exportieren, die in der Europäischen Union verboten sind. Das Verbot soll Anfang nächsten Jahres in Kraft treten und nach Brasilien importierte Produkte betreffen.
„Es ist nicht hinnehmbar, dass wir zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung weiterhin die Pestizide produzieren und exportieren, die wir in unserem Land verboten haben“, sagte der Grünen-Politiker in einem Interview mit der deutschen Mediengruppe Funk.
Özdemir betonte, dass das Recht auf Gesundheit universell sei und auch für Landwirte in anderen Ländern gelte. Dem Bericht zufolge soll der Vorschlag zur Änderung der deutschen Gesetzgebung mit einem Ausfuhrverbot für einige Pestizide bis Ende dieses Jahres vorgelegt werden.
Das Exportverbot für in der Europäischen Union verbotene Pestizide ist im Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus Grünen, Sozialdemokraten und Liberalen verankert. Özdemir erklärte auch, sein Land werde Frankreich bei der Ausweitung dieses Verbots auf die gesamte Europäische Union unterstützen.
Der Minister betonte zudem, dass diese Änderung auch einen positiven Nebeneffekt für die deutschen Landwirte habe, indem durch die Beendigung der Verwendung im Inland verbotener Produkte im Ausland mehr Fairness im Wettbewerb geschaffen werde.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums wurden im vergangenen Jahr mehr als 53.000 Tonnen Pestizid-Wirkstoffe bundesweit exportiert. Davon waren 8.525 Tonnen in der Europäischen Union verbotene Stoffe.
Das Verbot sollte Brasilien treffen
Viele der in der Europäischen Union verbotenen Pestizide werden weiterhin von Unternehmen mit Sitz in den Blockländern für den Export hergestellt, wie etwa die deutsche BASF und Bayer. Die Unternehmen verteidigen den Verkauf dieser Produkte mit der Behauptung, dass die Stoffe von den Gesundheitsbehörden der Käuferländer freigesetzt würden.
Das Verbot in Deutschland soll Brasilien erreichen. Eine Umfrage der Schweizer NGO Public Eye aus dem Jahr 2019 ergab, dass das Land der zweitgrößte Abnehmer von Pestiziden ist, die auf europäischem Boden hergestellt, aber in der EU verboten sind. Im Jahr 2020 zeigte Greenpeace, dass BASF und Bayer 12 % der Produktion zugelassener Pestizide in Brasilien besitzen. Deutsche Firmen stellen zum Beispiel die in Europa verbotenen Insektizide Imidacloprid und Chlorfenapyr her.
cn (dpa, AFP, ots)
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