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Compliance-Management in der Logistik: Ursachen, Risiken und Prävention von Wirtschaftskriminalität

Compliance-Management in der Logistik: Ursachen, Risiken und Prävention von Wirtschaftskriminalität

Unternehmen in der Transport- und Logistikbranche haben überdurchschnittlich viel mit Korruption und Compliance-Verstößen entlang der Lieferketten zu kämpfen. Beispielsweise gaben 13 Prozent der Logistikunternehmen an, dass sie bereits von wettbewerbswidrigen Absprachen betroffen waren – ein Problem, das mit fortschreitender Globalisierung und längeren Lieferketten zunimmt. Dieser Artikel gibt einen Überblick über Compliance-Risiken und präventive Maßnahmen im Umgang mit Fraud-Tendenzen entlang der Lieferketten.

Die Ursachen für zunehmende Wirtschaftskriminalität in der Logistik

Die Lieferketten in der Transportbranche werden immer fragmentierter. Durch die zunehmende Anzahl an Akteuren und die Globalisierungseinwirkungen fällt es Unternehmen schwer, den Überblick zu bewahren. Kunden fordern effiziente und schnelle Prozesse – da bleibt das Risikomanagement nicht selten auf der Strecke. Um einen effizienten Transport zu gewährleisten, wird entlang der Logistikkette international mit Drittparteien, sogenannten Subunternehmen, zusammengearbeitet. Diese dezentrale Organisation bietet großen Spielraum für Delikte im Bereich Vermögensschädigung oder Korruption, besonders beim grenzüberschreitenden Warenverkehr. Typische Beispiele hierfür sind gefälschte Finanzberichte oder Bestechungszahlungen bei der Zollabwicklung.

Compliance-Schwerpunkte für Transport- und Logistikunternehmen

Auswertungen zeigen, dass Unternehmen in der Logistik ein besonders hohes Risiko haben, Opfer von Wirtschaftskriminalität und ComplianceVerstößen zu werden. Die Branchenauswertung „Wirtschaftskriminalität – Transport und Logistik“ der Beratungsgesellschaft PwC und der Universität Halle-Wittenberg fasst zusammen, dass besonders in Teilbereichen ein hohes Risiko für Betrug vorhanden ist. In folgenden Compliance-Bereichen sind Logistikunternehmen im Vergleich stärker betroffen:

  • Wettbewerbswidrige Absprachen (13 % der Logistikunternehmen, 6 % aller Branchen)
  • Vermögensdelikte (36 % der Logistikunternehmen, 32 % aller Branchen)
  • Diebstahl vertraulicher Kundendaten (16 % der Logistikunternehmen, 12 % aller Branchen)
  • Korruptionsdelikte (14 % der Logistikunternehmen, 12 % aller Branchen)

In der Logistikbranche steigt zudem das Risiko für Verstöße nach dem Geldwäschegesetz, da die Identifikation von Subunternehmen sich auf internationaler Ebene schwierig gestaltet. Durch mangelnde Transaktionsüberwachung sind Transportunternehmen schnell an unseriösen Aktivitäten beteiligt.

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Zu wenig Aufmerksamkeit für das Thema Compliance in der Logistikbranche?

Aus einer branchenübergreifenden Umfrage aus dem Jahr 2016 ging hervor, dass rund 76 Prozent aller Unternehmen bereits über ein Compliance-Management-System (CMS) verfügen. Bei weiteren 13 Prozent ist eine solche Absicherung bereits in Planung. In Großbetrieben mit mehr als 10.000 Mitarbeitern sind es 96 Prozent mit eigenem CMS. Bei den Logistik- und Transportunternehmen sind es nur 26 Prozent der Betriebe, welche ein Compliance-Programm eingeführt haben (Stand 2012). Ursächlich hierfür sind in erster Linie:

  • Kostenfaktor: Die Implementierung eines Compliance-Management-Systems ist kostspielig und erfordert interne Schulungen, Software und abteilungsübergreifende Prozesse. Besonders KMUs haben hierfür oft nicht die finanziellen Mittel.
  • Fehlendegesetzliche Anforderung: Aktuell zwingen keine gesetzlichen Anforderungen Unternehmen in der Logistikbranche, ein CMS einzurichten. Dadurch zögern Betriebe bei der Einführung.
  • UnzureichendeSensibilisierung: Unternehmen beschäftigen sich nicht ausreichend mit der Bedeutung und Wichtigkeit von Compliance und erkennen keine Notwendigkeit.

Schadenssummen durch Compliance-Verstöße belaufen sich im Durchschnitt auf etwa eine Million Euro, während wettbewerbswidrige Absprachen das Unternehmen im Durchschnitt sogar vier Millionen Euro kosten.

Bekämpfung und Prävention von Compliance-Verstößen

Mit zunehmender Fragmentierung und Globalisierung der Logistikbranche wird es schwieriger, Compliance entlang der Lieferkette zu gewährleisten. Der erste, wichtige Schritt für Logistikdienstleister ist die Analyse, Strukturierung und Bewertung der Gefahrenquellen. Erst im Anschluss können personelle, organisatorische und technische Maßnahmen implementiert werden.

Eine gute Vorbereitung auf die Zukunft ist besser als umfangreiche Analysen im Einzelfall. Transport- und Logistikunternehmen müssen jetzt in den Ausbau umfangreicher ComplianceProgramme investieren. In diesen geht es nicht nur um die Kontrolle von Prozessen, sondern vielmehr auch um die Prävention und die Ausbildung von Mitarbeitern. In korruptionsanfälligen Ländern müssen Mitarbeiter und Subunternehmen im Umgang mit dem Kartellrecht geschult und über die Risiken aufgeklärt werden. Kleine und mittelständische Unternehmen, die keine eigene ComplianceAbteilung aufbauen können, sollten dabei auf die Hilfe von Spezialisten setzen. Ein Team aus Wirtschaftsprüfern, Juristen und IT-Spezialisten hilft dabei, Betrug entlang der Transportkette zu erkennen.

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Fazit: Compliance im Transport- und Logistikgeschäft etablieren

Compliance-Delikte in der Logistik sind vielseitig und lassen sich nie komplett ausschießen. Klar getrennte Funktionen innerhalb eines Unternehmens, die Schulung von Mitarbeitern und das VierAugenPrinzip bei allen Transaktionen hilft jedoch dabei, Sicherheitslücken frühzeitig zu erkennen und zu schließen. Bei auffallenden unregelmäßigen Zahlungsmustern oder klaren Verdachtsmomenten gilt es, sofort zu handeln und Führungsgremien zu informieren. Bei der Aufklärung dieser Delikte lohnt sich die Zusammenarbeit mit internationalen Strafverfolgungs- und Justizbehörden, um Compliance-Risiken im Keim zu ersticken.