Im Jahr 2022 werden in Deutschland zahlreiche Menschen aus der katholischen Kirche austreten, berichtete die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Mittwoch (28.06.).
Im vergangenen Jahr beendeten insgesamt 522.821 Gläubige ihre offizielle Beziehung zur Kirche, mehr als 359.338 im Jahr zuvor.
Trotz steigender Zahlen gibt es in Deutschland immer noch 20,94 Millionen offiziell registrierte Mitglieder der katholischen Kirche. Das sind weniger als ein Viertel der deutschen Bevölkerung.
Die DBK erläuterte nicht die Gründe für die Registrierung der Überläufer, sie verfolgt jedoch eine Reihe von Kindesmissbrauchsskandalen, die die katholische Kirche in Deutschland und anderswo erschüttert haben.
Irme Stetter-Karp, Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), einem einflussreichen Gremium bestehend aus Vertretern verschiedener katholischer Gremien des Landes, sagte, sie sei „traurig“, aber „nicht überrascht“ über die Bilanz.
„Vor allem durch den Missbrauchsskandal hat die Kirche die Hoffnung verloren. Doch zeigt sie derzeit nicht genug Entschlossenheit, Visionen für die Zukunft des christlichen Lebens in der Kirche umzusetzen“, fügte er hinzu.
Berichte über Missbrauch
Ein von der Kirche in Auftrag gegebener und 2018 veröffentlichter Bericht ergab, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 3.677 Menschen, überwiegend Kinder unter 13 Jahren, von katholischen Priestern misshandelt wurden.
In einem weiteren im Januar 2022 veröffentlichten Bericht wurde festgestellt, dass der im vergangenen Dezember verstorbene Papst Benedikt XVI. es während seiner Amtszeit als Erzbischof von München und Freising von 1977 bis 1982 nicht geschafft hatte, Kindesmissbrauch zu verhindern.
Sogar in dieser Woche führte die Polizei Razzien an Orten durch, die mit dem Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Volki in Verbindung stehen, weil dieser falsche Angaben zu angeblichen Kenntnissen über Missbrauch durch Geistliche gemacht hatte.
„Kirchensteuer“ in Deutschland
Amtlich registrierte Gottesdienstbesucher unterliegen in Deutschland der sogenannten „Kirchensteuer“, die je nach Bundesland zwischen 8 % und 9 % der Einkommensteuer beträgt. Ob katholisch oder protestantisch, die Steuern werden vom deutschen Finanzamt eingezogen und gehen direkt an die Kirche – ganz zu schweigen von den Millionen, die der Staat an Steuergeldern zahlt.
Das heißt, der Verlust von Gläubigen bedeutet eine Kürzung der Kirchenfinanzierung.
„Die katholische Kirche stirbt qualvoll vor den Augen der Öffentlichkeit“, sagte Thomas Schuller, Experte für katholisches Kirchenrecht an der Universität Münster und aufmerksamer Beobachter der deutschen katholischen Kirche, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Doch die katholische Kirche ist nicht die Einzige, die in Schwierigkeiten steckt. Auch in den großen protestantischen Kirchen ist ein Mitgliederrückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2022 sind in Deutschland etwa 380.000 Menschen aus der Evangelischen Kirche ausgetreten.
ek/rk (DPA, AP, OTS)
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